Fragen und Antworten für Straßenzeitungen (Obdachlosenzeitungen)

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Historie Straßenzeitungen

 Im Jahr 1992 erschien in Köln das erste deutsche Nachkriegsstraßenmagazin (nach dem Zweiten Weltkrieg 1945) unter dem Titel „Bank-Express“, später wurde dieses Magazin umbenannt in „Bank-Extra“, und heute wird es „Draussenseiter“ genannt. Im Oktober 1993 kam das Magazin „Bürger in Sozialen Schwierigkeiten – >BISS<“ aus München hinzu, und 14 Tage später gründete man die Straßenzeitung „Hinz und Kunzt“ in Hamburg. 1994 wurde in Hannover durch Betroffene unter der Anleitung von Pastor Walter Lampe das Asphalt-Magazin gegründet. Asphalt-Magazin hat unter anderem beim INSP London Preise gewonnen.

Doch die Geschichte solcher Straßenzeitungen begann bereits schon 1927. Als Vorläufer der sozialen Straßenzeitungen kann eine 1927 gegründete Zeitschrift der Vagabunden gesehen werden. Ein Landstreicher aus Balingen bei Stuttgart gab die erste Nummer „Der Kunde“ heraus. Ab der zweiten Nummer übernahm Gregor Gog und gab ihr den Titel „Bruderschaft der Vagabunden“.

Der Bekanntheitsgrad der Straßenzeitungen wurde weiter erhöht, als 2003 die Autorin Joanne K. Rowling den Straßenzeitungen erlaubte, das erste Kapitel des neuesten Harry-Potter-Bandes noch zwei Wochen vor dem offiziellen Erscheinungstermin kostenfrei abzudrucken, was auch insgesamt 24 deutschsprachige Straßenzeitungen taten (20 in Deutschland, 3 in Österreich und eine in der Schweiz).

Straßenmagazine werden im Handverkauf durch sozialschwache Menschen vertrieben und dienen der Hilfe zur Selbsthilfe.

 

Wie verdient ein Straßenzeitungs-Verkaufender?

In der Regel dürfen Straßenzeitungs-Verkaufende eine Hälfte des Erlöses der jeweiligen Magazine anrechnungsfrei behalten und die andere Hälfte dient mit zur Herstellung dieser Zeitschriften.

Beispiel: „Der Straßenzeitungsverkäufer kauft die Magazine in einer der sozialen Vertriebsausgabestellen für 1 € ein und darf diese Zeitungen für 2 € auf öffentlichen Plätzen oder vor Supermärkten weiter verkaufen.“

Allerdings reichen die Erlöse durch den Einkauf durch die Verkäufer allein zur Finanzierung solcher Zeitungen nicht aus und die Redaktionen überall in der Welt sind in erster Linie auch auf Spenden angewiesen, um Menschen in der wirtschaftlichen bzw. moralischen Not hilfreich zur Seite stehen können.

Straßenzeitungen gibt es nicht an Kiosken und in den Geschäften zu kaufen, sondern nur auf öffentliche Plätze bzw. vor Märkten vom Straßenzeitungsverkäufer im persönlichen Kontakt aus der Hand.

Was verdient ein Straßenzeitungsverkäufer?

Wenn ich Kontakt mit einem Journalisten einer gewöhnlichen Tageszeitung oder einem Rundfunksender habe, sind es die häufigsten und auch allerersten Frage die gestellt werden: „Was verdienen Sie so am Tag?“ oder „Wie viel Exemplare verkaufen Sie täglich?“

Grundsätzlich möchte und werde ich diese Fragen nicht beantworten. Ich stelle eher eine Gegenfrage: „Wie viel verdienen Sie so als Journalist?“ Es folgt eine kurzes aufatmen und dann argumentiere ich daraufhin: „Sehen Sie, diese Fragen würden Sie mir auch nicht beantworten wollen. Zumindest kann ich darauf nur soviel antworten, dass man mit dem Verkauf von Straßenzeitungen bestimmt nicht reich werden kann. Es ist eine mühsame Tätigkeit „Straßenzeitungen“ überhaupt zu verkaufen und ich freue mich über jeden Euro bzw. Cent, den man mir zuschiebt für die Ausdauer und meiner Geduld, die ich täglich auf meinen Standplatz vor dem Supermarkt aufbringen muss.

Das Betreuungspersonal muss finanziert werden und es müssen klare Richtlinien zur Platzverteilung gegeben sein.

Aus eigenen Erfahrungen mit dem Straßenmagazin (Asphalt) aus Hannover in der Hand kann ich sagen – und ich weiß es nur zu gut – dass die gegebenen freiwilligen zusätzlichen Spenden auch immer bei mir und anderen Verkäufern ankommen.

Damit beim Straßenzeitungsverkauf alles geordnet abläuft, werden zusätzlich Betreuungspersonal, Berufsjournalisten und auch Geschäftsführer benötigt. Spenden sind hier wichtig und auch notwendig.

Beispiel: Die Herstellung einer Straßenzeitung mit einer Auflage von etwa 25 000 Stück monatlich kostet in der Regel jeden Monat  50 000 Euro. Doch aber der Verkaufende kauft diese Zeitschriften nur für ein 1 € je Stück im Vertreib diese Zeitungen ein. Sind nun alle Zeitungen verkauft hat man also nur 25 000 Euro, ohne den sonstigen Verlust gerechnet, eingenommen. Also fehlen im Vertriebsnetzwerk 25 000 €. Also es ist eine Mammutaufgabe jeden Monat aufs neue Spenden herbei zu schaufeln. 50 000 € müssen jeden Monat da sein, ansonsten kann ein Straßenzeitungsvertrieb schließen und müsste sogar Konkurs anmelden.

Der Umgang mit den Passanten kann anstrengend sein

 

Das Betreuerpersonal bei den Straßenzeitungen im Vertrieb bzw. Ambulanten Hilfen leistet erstklassige Arbeit und mit Hilfe von Ansprechpartnern wird versucht: „Probleme zu lösen“.

Journalisten

Die Arbeit als Journalist ist im wahrsten Sinne Wortes nicht einfach. Besonders Journalisten von Straßenzeitungen sind immer auf der Suche nach außergewöhnlichen Themen, die in Straßenzeitungen angelegt werden können, damit der Verkaufende etwas anzubieten hat was eine normale Presse nicht bieten kann. Dies erhöht gleichermaßen den Arbeitsaufwand eines Straßenzeitungs-Journalisten. Außerdem hat ein Straßenzeitungs-Journalist mit zusätzlichen Gesprächspartner zu tun wie beispielsweise Sozialhilfebetroffene bzw. Straßenzeitungs-Verkaufende.

Verkäuferversammlungen

Es ist in der Regel so, dass meist alle Straßenzeitungsverkäufer in so genannten Verkäuferversammlungen geschult werden, um den Verkaufenden die jeweilige Zeitung vorzustellen. In kleineren Städten mit etwa 50 – 80 000 Einwohnern und nur etwa 5 Verkäufern wird auch einzeln beraten und keine große Verkäuferversammlung abgehalten.

Als ich an der Verkäufersammlung in Hannover einmal teilnahm, hatte ich den Eindruck, dass dies ein Kindergarten für Erwachsene sei. Es muss beruhigt und nach Lösungen geahndet werden.

Auch ist eine Verkäufersammlung für die Journalisten wichtig, um von den Betroffenen zusätzlich zu lernen, um maßgeschneiderte Themen und Informationen für diese außergewöhnlichen Zeitungen zu finden.

Verkaufende haben Regeln

 

  • Ausweispflicht: Jeder Straßenzeitungsverkäufer hat einen Verkäuferausweis, den der Verkaufende offen und sichtbar auf seinen Verkaufsplatz tragen sollte. Auf Verlangen sollte dieser einem Asphaltkunden bzw. Passanten vorgezeigt werden. Jeder Ausweis trägt eine Nummer, die bei Beschwerden bzw. Lob im jeweiligen Vertrieb der zuständigen Straßenzeitung angegeben werden sollte.
  • Eine Weitergabe des Verkäuferausweises ist untersagt.
  • Plätze: Der Straßenzeitungsverkauf hat nur am zugewiesenen Platz stattzufinden. Ausnahmen ändern was an diesen Regeln und der Verkaufende hat dieses im Vertrieb anzugeben bzw. zu melden.
  • Kein Alkohol- bzw. Drogenkonsum des Straßenzeitungs-Verkaufenden vor und während des Verkaufs.
  • Grundsätzlich darf der Verkauf von diesen Magazinen nicht in öffentlichen Verkehrsmitteln jeglicher Art verkauft werden. (Bussen und Bahnen) – kann ich gut verstehen, denn ich möchte während meiner Fahrt zu einem Zielpunkt auch nicht angesprochen werden. In Bussen und Bahnen besteht kein Fluchtpunkt um ausweichen.
  • Auf Bahnhöfen (DB) – warum auch immer – dürfen keine Straßenzeitungsverkäufer Straßenzeitungen verkaufen. Die Bahn –das Monopol (DB) – sollte mal etwas sozialer nachdenken.
  • Kein Pöbeln und schnorren während des Verkaufs. Der Verkäufer sollte darauf achten, dass sich kein Passant belästigt fühlt, während des Straßenzeitungsverkaufs. (Distanz halten)
  • Es dürfen keine fremden Einleger – wie Werbung oder sonstige Ankündigungen – in den Zeitungen eigenmächtig vom Verkäufer eingelegt werden. Darüber, welche Einleger eingelegt werden dürfen, entscheidet immer die Redaktionen der jeweiligen angeschlossenen Straßenzeitung. Der Verkaufende steht in der Pflicht im Straßenzeitungsvertrieb um Erlaubnis zu bitten.

Wie kann ich, als kein Verkäufer der Magazine, helfen?

  • Auf jeden Fall sollten diese Magazine gekauft und vor allem auch gelesen werden. Bitte auch weiterempfehlen, denn bei der Herstellung solcher Zeitungen wird sich sehr, sehr viel