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Manstein – Gastbeitrag

von neobooksblogger

Was ist überhaupt ein Regionalkrimi? Schließlich braucht jeder Krimi oder Thriller einen Handlungsort. Hierzu gibt es natürlich eine passende Erklärung bei Wikipedia, die nicht an dieser Stelle wiedergebe, sondern vielmehr das, was ich unter einem Regionalkrimi verstehe. Für mich fällt darunter ein Kriminalroman oder Thriller, dessen Handlung überwiegend in einer bestimmten Region (Stadt, Gemeinde, Kreis, Insel) angesiedelt ist und in dem der Ort nicht nur Kulisse ist, sondern, neben den Charakteren, eine tragende Rolle einnimmt. Der Handlungsort wird in einer größeren Tiefe dargestellt und beschrieben. Der Regionalkrimi wird dabei häufig mittels Titelzusatz (Eifelkrimi, Köln-Krimi, Ostseekrimi etc.) als solcher kenntlich gemacht, um dem Leser einen gezielten Zugriff auf den Krimi zu ermöglichen, bei dem ihm, neben der Geschichte, auch die Region interessiert. Gründe dafür können sein, dass er selbst dort wohnt oder dort Urlaub gemacht hat. Da er die Region kennt, kann er sich tiefer in die Geschichte hereinversetzen und die Handlungsorte sogar aufsuchen.
Wer einen Regionalkrimi schreiben möchte, sollte sich folglich gut in der Region auskennen, die als Handlungsort dienen soll.

Hierzu einige Tipps aus meiner Sicht als Autor und Leser von Regionalkrimis:

1. Wähle eine Region, die du selbst gut kennst.
Hierzu gehört nicht nur die Landschaft, sondern auch das, was die Region so besonders macht. Dies können die Menschen sein, die dort leben, aber auch Brauchtümer, Klima und Gerüche. “Reisen” mit Google Earth allein reichen da nicht aus. Man sollte die Region zumindest mal persönlich bereist haben. Kürzlich las ich beispielsweise einen Syltkrimi, in dem Strand, Meer, ein paar Mal Westerland und Kampen und Reetdachhäuser erwähnt wurden. Trotz guter Story war ich als Leser enttäuscht, da ich mehr Sylt erwartet hatte. Fazit: ein guter Krimi, aber kein Regionalkrimi.

2. Lass die Charaktere in der Region leben.
Dazu müssen die Figuren nicht unbedingt in der Region aufgewachsen sein. Zugereiste eignen sich beispielsweise sehr gut, um mit Eigenarten der “Eingeborenen” anzuecken. Oder sie kommen aus der Großstadt plötzlich in die Abgeschiedenheit eines Dorfes auf dem Land. Hieraus ergeben sich automatisch Konflikte, die die Story beleben. In meinen Syltkrimis um den Journalisten Robert Benning ist dies ein Kommissar, der von Hamburg zur Kripo nach Westerland versetzt wird und in einer sehr kleinen Wohnung hausen muss, da auf Sylt horrende Mieten gezahlt werden müssen, falls man überhaupt eine Wohnung findet.

3. Finde eine gesunde Balance zwischen den Beschreibungen der Handlung, der Charaktere und der Region.
Die Geschichte und die Charaktere dürfen auf keinen Fall hinter die Ortsbeschreibungen zurücktreten. Verzichte zum Beispiel auf zu detaillierte Beschreibungen von Wegen (“Er fuhr über die Musterstraße, bog nach rechts in die Wilhelmstraße, folgte dieser eine Weile und nahm im nächsten Kreisverkehr die zweite Ausfahrt, die zur Frankfurter Chaussee führte.”). Das nimmt nur Fahrt aus der Geschichte. Wer die Region nicht kennt, kann mit solch exakten Beschreibungen nichts anfangen, schließlich hat er einen Krimi und keinen Reiseführer gekauft. Ortskundige kommen mit kürzeren Beschreibungen aus, weil sie wissen, wo alles ist.

4. Schaffe eine regionaltypische Atmosphäre.
Mit einem Mix aus Beschreibungen der regionaltypischen Orte, Menschen, Gerüche, Stimmungen, Probleme etc. schaffst du eine dichte Atmosphäre, in die nicht nur der Leser eintauchen kann, sondern in der auch du dich, als Autor und Insider, wohl und sicher fühlst. Es erleichtert das Schreiben und Plotten ungemein.


Unsere Fragen an Bodo Manstein:

Du wurdest von der Verlagsgruppe Droemer Knaur und MIDNIGHT by Ullstein ins Verlagsprogramm übernommen. Wie ist das abgelaufen, als der Verlag dich kontaktiert hat? Wie hast du dich dabei gefühlt?

Mein erster Syltkrimi mit dem Titel »Juli.Mord.« wurde von mir Ende 2012 erstmalig im Selfpublishing veröffentlicht. Für das eBook hatte ich mich damals für neobooks entschieden, da mir das Angebot im Vergleich zu anderen Plattformen am meisten zusagte. Im März 2015 erhielt ich dann völlig überraschend eine E-Mail der Verlagsgruppe Droemer Knaur, in der mir mitgeteilt wurde, dass man über neobooks auf meinen Roman aufmerksam geworden war, und mir einen Verlagsvertrag anbieten wollte. – Tja, wie habe ich mich da wohl gefühlt? Zuerst dachte ich an einen Scherz und habe die Mail noch einmal gelesen. Ich hätte niemals damit gerechnet, einfach so per E-Mail kontaktiert zu werden. Selbstverständlich habe ich zugesagt. Einen Verlagsvertrag von so einem renommierten Verlag angeboten zu bekommen, hatte schon was. Dabei dachte ich allerdings nicht an Bestseller, Erfolgsautor und klingende Kassen, sondern freute mich daran, dass meine Geschichte überzeugt hatte. In den folgenden Jahren konnte ich auch meinen zweiten Syltkrimi bei Knaur veröffentlichen, der dritte wurde jedoch abgelehnt. Wie ich erfuhr, im Wesentlichen aus wirtschaftlichen Erwägungen. Die anderen beiden Romane hatten nicht mehr die im Verlag erwarteten Verkaufszahlen erreicht. Daraufhin habe ich den dritten Syltkrimi wieder selbst veröffentlicht, da inzwischen im Selfpublisherbereich sich einiges verbessert hatte. Insbesondere was die Printausgabe betraf. Aufgrund meiner guten Erfahrungen wählte ich für das eBook erneut neobooks als Plattform. Dort wurden dann die Ullstein Buchverlage auf mich aufmerksam und ich erhielt ein Angebot von MIDNIGHT by Ullstein.

 

Welche Tipps hast du für angehende Selfpublishing-Autor*innen, die auch gerne den Sprung in den Verlag schaffen möchten?

Eigentlich nur einen: Schreibt ein gutes Buch, das einen Verlag überzeugt. Doch so allein möchte ich das dann auch nicht stehen lassen, deshalb noch ein paar persönliche Anmerkungen und Erfahrungen:

  • Es ist zunächst einmal aus meiner Sicht nicht wichtig, wie man sich Verlagen nähert. Man kann sie direkt anschreiben und natürlich auch Möglichkeiten ausnutzen, wie sie zum Beispiel neobooks bietet. Entscheidend ist immer das Manuskript. Die Geschichte muss passen, genau wie das Handwerkliche. Hier ist ein Lektorat, mindestens ein Korrektorat, unverzichtbar. Wer ein Buch veröffentlichen will, das qualitativen Grundstandards genügt, die der Leser und letztlich auch Lektoren in Verlagen verlangen, muss auch investieren.
  • Im Weiteren sollte man nicht enttäuscht sein, wenn man Absagen erhält, was zwangsläufig passieren wird. Auch ich kann ein Lied davon singen. Letztlich haben die dazu geführt, dass ich auf das Klinkenputzen verzichtet und die Selbstveröffentlichung bevorzugt habe. Deswegen war es umso schöner, entdeckt zu werden.
  • Endlich Verlagsautor. Auch bei einem renommierten Verlag heißt das nicht automatisch, dass man es nun geschafft hat und in Kürze in den Bestsellerlisten auftaucht. Die ersten Abrechnungen lassen einen schnell auf den Boden der Tatsachen zurückkommen. Man ist auch in einem Verlag nur so gut und erfolgreich, wie man dort gepusht wird. Schaut man sich die jährlichen Zahlen von neuen Titeln an, die auf den Markt schwemmen, dazu die vielen neuen Autoren, dürfte klar sein, dass hier ein großer Verlagsname auf dem Cover auch nicht hilft, um in der Masse unterzugehen. Man bleibt einer von vielen. Verlage denken ausschließlich wirtschaftlich und rekrutieren neue Autoren nicht in erster Linie, weil sie hier den nächsten Bestseller sehen, sondern um einfach Geld zu verdienen. Kleinvieh macht bekanntlich auch Mist. Vor diesem Hintergrund empfehle ich die digitalen Imprints großer Verlage, die immer weiter zunehmen (z.B. Piper Digital, MIDNIGHT by Ullstein, FOREVER by Ullstein etc.). Diese stützen sich im Schwerpunkt auf das eBook-Geschäft und schießen das Printbuch in kleinen Auflagen nach. Hier wird man noch die größten Chancen haben, einen Verlagsvertrag zu bekommen.

 

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